Ökosystem „städtische Hecke“

20. Oktober 2022

Angesichts des drohenden Klimawandels wird die Rolle einer grünen Infrastruktur in dicht verbauten Städten immer wichtiger. Zum grünen Ökosystem im urbanen Raum zählt eine breite Auswahl an Pflanzentypen: sowohl Bäume (Paulownia), Sträucher und Stauden (Silphie & Sida) als auch einjährigen Beetpflanzen.

Städtische HeckenÖkosystem StadtAnforderungen
Artenreichtum und DiversitätVorteile der ArtenvielfaltGeeignete Pflanzen

Städtische Hecken liefern mehrere verschiedene Ökodienstleistungen

Spirea-Hecke in voller Blütenpracht

Hecken sind im Stadtbereich wichtig, da sie trotz ihres verhältnismäßig geringen Platzanspruchs in Kombination mit anderen bioklimatischen Verbesserungsmaßnahmen, wie begrünten Dächern und begrünten Hauswänden, zukünftig zur Erhöhung der Lebensqualität beitragen können.

Ökosystem Stadt

Hecken sowie Pflanzen zwischen Häusern und Straßenverläufen können aufgrund der großen Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. So konnten bei einer groß angelegten Studie über Hecken im urbanen Raum 6 positive Auswirkungen von Hecken auf ihre unmittelbare Umwelt nachgewiesen werden:

  1. Verbesserung der Biodiversität
  2. geringere Lufttemperatur durch Verdunstung
  3. Verbesserung der Luftqualität durch Schadstoffminderung und Staubreduzierung
  4. bessere Aufnahme von Niederschlägen
  5. lärmmindernde Wirkung
  6. positive Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden.

Die meisten Studien befassen sich mit Einzelaspekten wie Lärmschutz, kaum aber mit den Biodienstleistungen einer Hecke im Allgemeinen. Gesundheitliche und soziale Vorteile einer Hecke, wie Sicherheit oder Erholung werden eher beiläufig erwähnt. Dasselbe gilt für Hinweise auf spezielle Qualitäten bestimmter Pflanzen.

In Städten stehen die Ergebnisse zu Umweltbelastungen im Vordergrund der Forschung. Im ländlichen Bereich dagegen das Interesse an Verbesserung der Bodenqualität, Erhöhung der Biodiversität und Schutz vor Überschwemmungen. Ökosysteme werden hier nach wie vor eher mit Wald und Bäumen in Verbindung gebracht als mit Hecken.

Anforderungen an das Ökosystem „städtisches Grün“

Welche Pflanzen verwendet werden hängt von bestimmten Anforderungen ab. Sollen einerseits die Bodenqualität verbessert oder das Hochwasserrisiko gesenkt werden? Andererseits in Parks kleine Rückzugsräume angelegt werden oder das Buschwerk in erster Linie zur Abgrenzung dienen?

Hecke aus Hortensien

Dazu braucht es zuerst ein besseres Verständnis über die zu verwendenden Pflanzen. Nachteilige Auswirkungen wie Pollenflug, Stachel, Giftigkeit, … sollen so klein wie möglich gehalten werden.
Trotz vielfach besseren Wissens stehen Kosten, Pflegeaufwand und Widerstandsfähigkeit der Sträucher und Bäume häufig im Vordergrund der Überlegungen.. Das Ökosystem Hecke besteht durchaus aus mehreren verschiedenen Pflanzenarten. Leider sind es jedoch hauptsächlich einheitliche Bäume oder Sträucher die verwendet werden. Vor allen in den Städten und Siedlungsgebieten werden diese dann auch noch intensiv gepflegt und zurück geschnitten.

Im Normalfall dienen Hecken heute der Abgrenzung von öffentlichem zu privatem Raum oder der Einfriedung privater Grundstücke. Aber auch an Rändern zu Parkanlagen, entlang von Straßenkorridoren sowie zur Umzäunung von Unternehmen werden sie verwendet. Sie sind bei uns allgegenwärtig und dienen hauptsächlich als Sichtschutz (Mischanthus), also dem Schutz der Privatsphäre, sie könnten aber weitaus mehr!

Noch vor einigen Jahrzehnten wurden Hecken zum Gestalten von Nischen, Labyrinthen und als ästhetisches Gestaltungselement in Parks gepflanzt. Vom Aufrechterhalten von Biodiversität oder gar einem kleine Ökosystem war damals kaum die Rede.

Artenreichtum und Diversität im Stadtgarten

Prunus serrulata Amanogawa - Säulenzierkirsche als Hecke

Die Einsicht, der Artenvielfalt auch bei den Pflanzen mehr Raum zu geben setzt sich langsam durch. Denn eine größere Bandbreite an Pflanzen zieht automatisch auch eine größere Zahl von Insekten, Vögeln, Bodenlebewesen und kleinen Säugetieren nach sich. Dass Hecken auch Zwecken dienen wie dem Abhalten von Straßenstaub und Lärm sind positive Nebeneffekte. Der hauptsächliche Nutzen ist der Erhalt von Artenvielfalt, die umso bedeutender wird je bedrohter der Raum für manche Tiere wird. Vor allem nachdem besonders am Land nahezu alle Hecken und Feldraine verschwunden sind und mit ihnen viele Tiere und Pflanzen.

Vorteile der Artenvielfalt

Thujen und Kirschlorbeer dominieren die heutigen Gärten, doch beide Sträucher bieten wenig Nutzen für die Tierwelt. Dabei können gerade Hecken in städtischen Gebieten eine bisher ungenützte, wichtige Ressource für kleine Ökosysteme darstellen. Sie bieten neben Unterschlupf und Nistplätzen auch eine Nahrungsquelle und bilden Bewegungskorridore. Folglich bietet eine gute Durchmischung von Pflanzen die Verfügbarkeit von Früchten (Beeren, Nüsse) und Blüten über das ganze Jahr. Denn unterschiedliche Pflanzen ermöglichen in Nischen den Bau von Höhlen und Nestern. Wobei abfallendes Laub als Winterbehausung für Igel dient, abgebrochene Äste werden im Tierreich vielfältig verwendet. Außerdem bieten offene Grasstellen manchen Wildbienen, Wespen und Hummeln Platz für Nester. Viele Tiere sind Spezialisten und ernähren sich nur von bestimmten Pflanzen, daher diesen Tieren Unterschlupf und Nahrung mit einer gezielten Auswahl an Pflanzen bieten.

Zu guter Letzt wirken sich liebevoll gestaltete Hecken im städtischen Bereich nicht nur auf die psychische Gesundheit aus. Sie erhöhen auch nachweislich die Lebensqualität. Dienen Hecken nicht nur der Einfriedung, sondern werden aktiv als „Gartenräume“ für Erholungssuchende konzipiert, werden aus ihnen Zufluchtsorte zwischen engen Wohnungsfluchten und Bürokomplexen. Dabei ist in lärmüberfluteter Umgebung der Bedarf an Abgeschiedenheit und Ruhe wichtig. Blüten, Farben und Düfte unterstreichen die beruhigende Wirkungen auf vielfach gestresste Stadtmenschen. Andererseits wird dem Bedürfnis nach Muße und Entspannung im städtischen Bereich Rechnung getragen. Das Ökosystem in der Stadt funktioniert.

Geeignete Pflanzen für die Stadt (Auswahl)

PflanzeHöheVerwendungBesonderheiten
Berberitze2-3mEinzelstellung
als Hecken
Insekten- und Vogelnährgehölz, Vogelschutzgehölz
Hainbuchebis 20mgeschnittene Hecke, ParkbaumVogelschutzgehölz, geringe Fähigkeit Feinstaub zu filtern
Haselbis 6m EinzelstellungBienenweide, Nüsse für Eichhörnchen
Weißdornbis 10mgeschnittene Hecken, EinzelstellungInsekten- und Vogelnährgehölz, Vogelschutzgehölz, salztolerant, geringe Fähigkeit Schadstoffe zu filtern
Rotbuchebis 30mgeschnittene Hecke, ParkbaumVogelnährgehölz sowie für kleine Säugetiere, nimmt sehr gut Schadstoffe auf, wertvoller Sauerstoffproduzent
Stechpalmebis 5mHecken
Einzelstellung
Vogel- und Insektennährgehölz
Blutjohannisbeere2mgemischte Hecken, Einzelstellungwichtiges Insektennährgehölz
Eibe und Thujebis 25mgeschnittene Hecken, EinzelstellungBrutplatz für Drosseln, Amseln, Staubfänger an befahrenen Straßen
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