Salzburger Nachrichten: Ökogärtner fährt auf Gas und Strom ab

19. Mai 2014

Ein kleiner Gärtnerbetrieb investierte kräftig und stellte den Fuhrpark auf umweltfreundliche Alternativantriebe um.

Gerald Stoiber

OBERHOFEN/IRRSEE. Einem Gartengestalter steht es durchaus gut an, wenn er sich ein grünes Mäntelchen umhängt. Im Fall von Reinhard Sperr aus Oberhofen am Irrsee, der sich in den vergangenen 14 Jahren als selbstständiger „Servicegärtner“ im Mondseeland und dem Salzburger Zentralraum einen Namen gemacht hat, ist der Umstieg auf alternative Antriebe wie Erdgas und Strom in seinem Fuhrpark mehr als ein Marketinggag. Der 38-Jährige beschäftigt sich seit Jahren auch mit Energiepflanzen wie Elefantengras oder Pappeln, deren Setzlinge er in halb Europa verkauft. Die schrittweise Umstellung der vier Fahrzeuge sieht er als Abrundung des Firmenkonzepts im Bereich Mobilität. 100.000 Euro investiert der Kleinbetrieb dafür.

 

Die E-Mobile des Service-Gärtners

„Da wir unsere Dienstleistung hauptsächlich am Land und am Stadtrand anbieten, sind wir auf individuelle Mobilität angewiesen“, sagt der Servicegärtner. Er will aber aus Prinzip Aufträge nur in einem Umkreis von 50 Kilometern erledigen. Wenn es Anfragen aus Linz oder Wien gebe, leite er sie an andere Betriebe weiter. Hauptsächlich erledigt das Unternehmen „kleine und mittelgroße Projekte“, wie Sperr sagt. Es beginnt beim Setzen eines Baumes um rund 50 Euro und reicht bis zur kompletten Gartengestaltung, die so viel wie ein Mittelklassewagen kostet. „Meist besorgen wir auch die Pflanzen.“ Der Stammkundenanteil sei hoch.

„Früher hat sich das nicht gehört, den Gärtner kommen zu lassen“, sagt Sperr. Das habe sich geändert, auch durch flexiblere Arbeitszeiten vieler Menschen und dadurch, dass mehr ältere Bürger die schwere Gartenarbeit Fachleuten überlassen.
Rund 55.000 Kilometer – ohne Arbeitswege der Mitarbeiter – kommen für Fahrten zwischen Sperrs Betrieb in der unweit des Irrsees gelegenen Ortschaft namens Gegend und den Kunden pro Jahr zusammen. Vor knapp fünf Jahren kam als Erstes ein auf Erdgasantrieb umgerüsteter Pkw ins Spiel. Beim B-Klasse-Mercedes nahm Sperr rund 2000 Euro Mehrkosten in Kauf, spart sich aber pro Jahr bei etwa 17.000 km rund 900 Euro Spritkosten gegenüber Benzinbetrieb. Vergangenen Herbst kam das erste Elektroauto in Sperrs Fuhrpark, ein geleaster Mitsubishi i-MiEV. Seit dem Frühjahr rollt auch ein BMW i3, das erste E-Mobil der Bayern, für den Gärtnerbetrieb. Pro Elektroauto wird mit jährlich rund 1000 Euro Einsparung kalkuliert. Hier erhielt Sperr über die Salzburg AG eine einmalige Förderung von 10.900 Euro. Für die Transporte von Pflanzen, Gartengeräten oder Baumschnitt ist natürlich auch ein Lastwagen nötig – der Iveco-Pritschenwagen mit Erdgasantrieb wird in Kürze geliefert.

Für die Bemühungen im Bereich Nachhaltigkeit wurde Sperr kürzlich in der Kategorie Kleinbetriebe für den Trigos-Preis nominiert.
Der Gärtner hat ein Franchisesystem konzipiert, mit dem er seine Serviceleistungen in andere Regionen ausweiten will. Sperr bringt seine Erfahrungen als Gärtner so auf den Punkt: „Schwer ist nur die Dienstleistungsorientierung.“

zum Original-Artikel: Ökogärtner fährt auf Gas und Strom ab

Quelle: „Salzburger Nachrichten“ vom 19.05.2014, S.16 Ressort Wirtschaft

 

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